Werbung | Anfang September war ich in Residenzstädten Merseburg, Weißenfels und Zeitz unterwegs. Die Städte liegen im Herzen der Saale-Unstrut Region in Sachsen-Anhalt und haben wirklich sehr viel zu bieten. Nicht nur die Schlösser der Residenzstädte sind sehr beeindruckend, auch die Geschichte, Wirtschaft und das kulturelle Leben machen sie besonders sehenswert.
Offenlegung: Meine bezahlte Reise fand in Zusammenarbeit mit dem Saale-Unstrut-Tourismus e.V. statt.
Doch spulen wir ein bisschen zurück, bevor wir tiefer in die Kultur eintauchen …
Kurz vor Halle. Ich sitze im Zug nach Halle und freue mich schon auf vier ereignisreiche und kulturelle Tage. Eine bunte Mischung aus Geschichte, Musik und Natur erwarten mich und ich freue mich nun auch endlich Sachsen-Anhalt besser kennenzulernen. Der Richtigkeit halber muss ich wohl sagen: Ich freue mich Sachsen-Anhalt überhaupt kennenzulernen, denn außer einer Durchfahrt mit dem Auto und Zug habe ich noch nichts von dem vielseitigen Bundesland gesehen. Doch das musste ja auch einmal geändert werden, schließlich will ich auch wissen, was es hier alles zu bereisen und entdecken gibt! Und mit dieser Vorfreude steige ich in Halle um und befinde mich schon auf dem kurzen Weg nach Weißenfels, denn hier verbringe ich drei Nächte. Im Parkhotel Güldene Berge im Rosenhaus, einem herzlichen und charmant eingerichteten 4-Sterne-Hotel, welches ich nur wärmstens weiterempfehlen kann.
WEISSENFELS – SCHUHE, HEINRICH SCHÜTZ UND EIN ZWEIFARBIGES SCHLOS
Zwar habe ich meinen ersten Tag in Merseburg verbracht, doch der Einfachheit halber fange ich jetzt mit Weißenfels an, da wir hier nur aus dem Hotel rausstolpern müssen Wie du vielleicht gerade schon in der Überschrift gelesen hast, kann man mit Weißenfels sehr viel in Verbindung bringen. Und auch sehr viele unterschiedliche Dinge, denn Heinrich Schütz hat jetzt (meines Wissens nach) nicht unbedingt viel mit Weißenfels als Schuhstadt gemein. Aber Weißenfels ist eine sehr vielseitige und spannende Stadt. Die Geschichte beginnt vor knapp 800 Jahren, als der Markgraf Otto den Reichen von Meißen die Stadt gründete. In den nächsten Jahrhunderten machte Weißenfels vieles mit und erlebte wie die anderen Residenzstädte zwar einen wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch viel Zerstörung durch Kriege. Weißenfels trug über die Zeit viele Titel – Residenzstadt, Stadt am weißen Felsen, Barockstadt, Garnisonsstadt, Lehrerbildungstadt und Schuhstadt.
Ein Ereignis hat Weißenfels bis heute intensiv geprägt. Die Stadt litt wie viele Städte sehr unter großem Einwohnerverlust nach der Wende, da viele Menschen von dort wegzogen. Die deutsche Wiedervereinigung führte zu einem Zusammenbruch vieler Betriebe und somit auch zu einer ansteigenden Arbeitslosenrate aufgrund der Konkurrenz zum Weltmarkt und den Billiglohnländern. Mittlerweile steigt aufgrund der Niederlassungen großer Unternehmen die Einwohnerzahl Weißenfels wieder und sie ist heute mit 40.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt im Burgenlandkreis Sachsen-Anhalts, doch der Weg dahin war hart erkämpft. Die Spuren dieser doch noch sehr kurzen Zeitspanne sind heute noch in der Altstadt bei ehemals beeindruckenden und mittlerweile leerstehenden Häusern zu sehen. Auch, wenn die leerstehenden Häuser auf den ersten Blick vor allem ein erschreckendes Abbild der wirtschaftlichen Geschichte sind, bergen sie heute einen großen Vorteil, den alle Residenzstädte hier in der Saale-Unstrut-Region haben: Fast nirgends in ganz Deutschland kann man so preiswert ein Haus oder eine Wohnung kaufen. Weißenfels ist mitten in einer Entwicklung und das merkt man hier deutlich. Die Stadt ist ein Ort der Zukunft und darauf kann man bauen!
SCHLOSS NEU-AUGUSTUSBURG
Das Weißenfelser Schloss Neu-Augustusburg ist eine der größten frühbarocken Schlossanlagen und fasziniert aufgrund seiner zwei Farben gleich auf den ersten Blick! Warum das Schloss zwei Farben hat? Das Schloss wird stetig saniert.. Das Schloss beherbergt ein Museum, welches nicht nur die Geschichte des Herzogtums Sachsen-Weißenfels und die Stadtgeschichte in einer Dauerausstellung wiedergibt, sondern auch intensiver auf die Schuhindustrie und Geschichte der Schuhe eingeht. Auch ein preußisches Latrinengebäude kann man hier besichtigen. Das Besondere daran ist, dass es nur noch drei dieser Art in Deutschland gibt. Das Latrinengebäude in Weißenfels ist nicht nur das größte dieser Art, sondern auch am besten erhaltene. Doch am beeindruckendsten ist die Schlosskirche St. Trinitatis, die sich völlig “versteckt” in dem Schloss befindet. Von außen ist nichts außer einer schlichten Tür zu erkennen, doch tritt man ein, zeigt sich einem die imposante Kirche. Am Tag des offenen Denkmals (oder auf Anfrage) kann man auch die Gruft unter der Schlosskirche besichtigen.
Das Schuhmuseum hat mich wirklich überrascht, da ich grundsätzlich nicht der Mensch bin, der sich ungemein für Schuhe begeistern kann. Doch die Exemplare und deren Geschichten, die hier gezeigt werden, haben mich sehr beeindruckt. Die Ausstellung ist sehr liebevoll aufgemacht und hält auch einige Besonderheiten und “berühmte” Schuhe wie die Turnschuhe von Dirk Nowitzki in Größe 51 bereit. In der Ausstellung umkreist man tatsächlich fast einmal die gesamte (Schuh)Welt und kann die Vielfalt der verschiedenen Länder bestaunen. Natürlich wird auch erklärt, warum denn Weißenfels und Schuhe so sehr zusammengehören. Die Schuhindustrie in Weißenfels war lange Zeit sehr florierend und überregional bekannt. Das VEB Kombinat Schuhe, eine der wichtigsten und größten Schuhproduzenten der DDR damals, hatte alleine mehrere tausende Mitarbeiter. Nach der deutschen Wiedervereinigung musste der Schuhproduzent in den 90er Jahren leider schließen.
HEINRICH-SCHÜTZ-HAUS
Das Heinrich-Schütz-Haus war auch eine spannende Anlaufstelle unserer Stadtführung, auf die ich mich schon sehr gefreut habe. Heinrich Schütz wurde eigentlich in Köstritz geboren und kam erst im Alter von fünf Jahren nach Weißenfels, weil sein Vater dort einen Gasthof übernahm. So verbrachte er hier seine Kindheit bis im Alter von 14 Jahren sein musikalisches Talent entdeckt und zugleich an der Kasseler Hochschule gefördert wurde. Nach vielen spannenden und ereignisreichem Jahren in den verschiedensten Städten und an unterschiedlichen Höfen kaufte er sich das Haus in Weißenfels als sein Alterssitz. Hier schuf er mehrere bedeutende Werke wie die drei Passionen nach Lukas, Matthäus und Johannes. Besonders an dem Haus ist, dass es das einzige original erhaltene und zu besichtigende Wohnhaus des Musikers ist! Heinrich Schütz gilt als der wichtigste deutsche Komponist des Frühbarocks und hat somit ein großes Andenken hinterlassen, welches liebevoll und spannend in den drei Etagen des Heinrich-Schütz-Hauses gezeigt wird. Hier kann man die Ausstellung nicht nur sehen, sondern erleben. Sei es mit einer mitreißenden Führung oder durch die verschiedenen Medienstationen, an denen man spielen, Musik hören und vieles entdecken kann. Sehr süß ist auch die Darstellung des Mäusenests, in welchem Fragmente eines Notenblattes vor einigen Jahren gefunden wurde!
Weitere spannende Fakten über Weißenfels:
- Das Standesamt zählt zu den 10 schönsten Standesämtern Deutschlands
- Hier gibt es den einmaligen Mops mit der Zipfelmütze (ja, wirklich!)
- An dem Rathaus befinden sich insgesamt 5 Uhren, darunter eine Mondphasenuhr
- Weißenfels wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört
MERSEBURG – RENAISSANCESCHLOSS & ZAUBERSPRÜCHE
Merseburg verzaubert! Und das auf verschiedene Arten und Weisen. Einmal durch die schöne Altstadt und dann durch die berühmten Merseburger Zaubersprüche, durch welche die Stadt noch einmal besonders an Ansehen und Berühmtheit dazu bekam. Die Merseburger Zaubersprüche sind zwei altdeutsche Sprüche mit heidnischem (germanische Mythologie) Inhalt und gelten als die älteste hochdeutsche Handschrift. Die zwei Zaubersprüche sind ein Lösungszauber aus Fesseln und ein Heilungszauber für einen verrenkten Pferdefuß. Die Sprüche blieben fast 10. Jahrhunderte lang im Verborgenen, bevor sie im 19. Jahrhundert von einem Historiker in der Bibliothek des Merseburger Domkapitals entdeckt wurden. Kurz darauf wurden sie von dem allseits bekannten Jacob Grimm herausgegeben. Hier einmal ein Teil einer Übersetzung aus dem Althochdeutsch:
“Phol und Wodan ritten ins Holz.
Da ward dem Fohlen Balders
der Fuss verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt
(und) Sunna, ihre Schwester.
Da besprach ihn Frija (und)
Volla, ihre Schwester.”
Doch Merseburg hat noch viel mehr neben den spannenden Zaubersprüchen zu bieten – sie ist nämlich eine der ältesten Städte Mitteldeutschlands und kann somit auf eine lange ereignisreiche Zeit zurückblicken.
Auf meinem Streifzug durch die Stadt hat mir das Merseburger Schloss am besten gefallen. Das Schloss ist das Stadtzentrum und somit auch die beliebteste Sehenswürdigkeit Merseburgs. Das Renaissance Schloss wurde erstmals 1245 erbaut, doch der Bischof Thilo von Trotha ließ das Schloss komplett neu er- und ausbauen. Das Schloss ist eine Dreiflügelanlage, der Dom stellt den vierten Flügel dar. Über die Jahrhunderte wurde das Schloss immer mal wieder verändert oder erweitert. Besonders schön ist die Wendeltreppe des Kammerturms und der Prunkerker am Nordflügel. Während Außenanlagen jederzeit frei zugänglich sind, kann man das Schloss nur während der Öffnungszeiten und bei Führungen besichtigen. Bei einer Führung durch das Schloss bietet sich noch eine Dombesichtigung an, da der Dom auch ein herausragendes Beispiel an Baukunst darstellt. Zusammen mit dem Dom bildet die Anlange ein imposantes Areal, welches definitiv bei einem Besuch nicht (!!) ausgelassen werden sollte. Vor allem die Merseburger Orgeltage im September erfreuen sich an großer Beliebtheit und sind vielleicht eine spannende Gelegenheit die Stadt zu besuchen. Auch die liebevoll gestaltete Parkanlage im Schlossareal lädt zum Spazieren ein.
ZEITZ – STADT DER KINDERWAGEN
Zeitz habe ich an meinem letzten Tag besichtigt und daher wusste ich schon ein bisschen mehr über die Kultur und Geschichte der Region und der benachbarten Residenzstädte. Zeitz war mir aufgrund eines anderen Bloggers schon ein Begriff und ich habe mir dort die Innenstadt, das Schloss und das bekannte Deutsche Kinderwagenmuseum angeschaut. Eine große Besonderheit an Zeitz sind die unterirdischen Gewölbe, die man in Form einer Führung auch besichtigen kann. Das unterirdische Zeitz, wie es auch genannt wird, stammt aus dem 15./16. Jahrhundert, als die Zeitzer Brauhäuser die Gewölbe für die Lagerung und Kühlung ihres Biers nutzten. Nachdem die kleinen privaten Brauereien langsam durch große Betriebe ersetzt wurden, verlor das unterirdische Zeitz an Bedeutung und wurde erst wieder 1992 durch die Interessengemeinschaft “Unterirdisches Zeitz” zum Leben erweckt. Seitdem kann man dort die alten Gewölbe und somit auch ein Teil der Geschichte Zeitzs hautnah erleben.
Leider konnte ich das unterirdische Zeitz nicht selbst erleben, stelle es mir aber sehr spannend vor! Was ich allerdings entdecken konnte, waren Bauwerke aus allen Epochen wie die Michaeliskirche, der Dom St. Peter und Paul und das Schloss Moritzburg, welches nicht zu verwechseln ist mit dem Schloss Moritzburg in Sachsen! Der zwölf Hektar große Schlosspark von Zeitz nimmt einen mit auf eine kleine Reise durch die Welt wie die verschiedenen Themengärten und Lustgärten einem zeigen. Auch historische Bauwerke wie das Badehaus oder die Orangerie sind hier anzutreffen. Doch am spannendsten fand ich neben dem schönen Zeitzer Dom St. Peter und Paul das Kinderwagenmuseum, welches sich in dem Schloss befindet. Das Kinderwagenmuseum war deswegen so spannend, weil es sehr interaktiv und digital gestaltet ist. Hier erfährt man nicht nur mehr über die Geschichte der Kinder-, Sport- und Puppenwagenindustrie, sondern kann sich auch in seine Kindheit versetzen lassen und seinen alten Kinderwagen digital in Kinderwagenkatalogen “finden”. Ein schön produzierter Film holt einen gleich am Anfang des Museums gut ab und gibt einem einen Einblick in die Geschichte der Zeitzer Industrie, als die Firma Zekiwa (Zeitzer Kinderwagenindustrie) zu Zeiten der DDR noch Marktführer auf dem Markt der Kinder- und Puppenwagen war und sich mit steigenden Verkaufszahlen und 2000 Mitarbeitern schnell zur größten Kinderwagenfabrik Europas etablierte! Deshalb wird Zeitz auch noch heutzutage Stadt der Kinderwagen genannt und ist dafür überregional bekannt.
DIE ZEITZER ZIEGEN
Mitten in der Zeitzer Innenstadt, in der Wendischen Straße, begegnet einem eine kleine Ziege. Besser genau eine Plastik der Zeitzer Zuckerziege. Ich kann den Spruch leider immer noch nicht schnell (und richtig) aussprechen, doch schreiben geht natürlich! Die Plastik wurde von Roland Lindner erbaut und spielt auf folgendes Sprichwort an:
„Zehn zahme Zicken ziehen zehn Zentner Zucker zur Zeitzer Zuckerfabrik.“
ABSTECHER ZUM NAUMBURGER DOM UND ZUR RUDELSBURG
Neben der kulturreichen Zeit in den Residenzstädten habe ich noch zwei kleine Abstecher zur Rudelsburg und zum Naumburger Dom gemacht und dabei weitere schöne Seiten der Region entdeckt. An meinem vorletzten Tag, nachdem ich schon die Städte Merseburg und Weißenfels besichtigt habe, stand eine Schifffahrt und anschließende kurze Wanderung zur Rudelsburg auf dem Programm. Mit dem kleinen und gemütlichen Schiff ging es Richtung Rudelsburg und ich konnte den leichten Fahrtwind und den Sonnenschein genießen. Nach einer kurzen Fahrt kommt man dann auch schon unterhalb der Burg an und beginnt von dort aus gleich den Spaziergang hoch zur Burg. Die Höhenburg liegt auf der Straße der Romantik oberhalb Saalecks und eignet sich sehr gut als Ausflugsziel. Von dem Turm aus bietet sich einem ein schöner Blick auf die Region! Von der Rudelsburg aus kann man noch wunderbar einen Abstecher zur Burg Saaleck machen.
NAUMBURGER DOM
Der Naumburger Dom hat mir schon vor meiner Reise etwas gesagt, doch gesehen habe ich das beeindruckende Bauwerk noch nicht. Der berühmte Naumburger Dom liegt ebenfalls auf der Straße der Romantik und ist seit 2018 UNESCO-Weltkulturerbe. Für die Besichtigung des Doms sollte man definitiv ein bisschen Zeit mitbringen, denn hier gibt es viel zu sehen! Der Naumburger Dom gehört nicht umsonst zu den bedeutendsten Bauwerken der Spätromanik in ganz Sachsen-Anhalt. Bekannt wurde der Dom vor allem durch den unbekannten Naumburger Meister, ein deutscher Steinbildhauer und Architekt, der die zwölf Stifterfiguren für den Dom erbaut hat.